Sparkle Valley entdecken
- J
- 17. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Was passiert mit den Welten, die wir als Kinder erschaffen, wenn wir erwachsen werden? Verschwinden sie – oder warten sie schweigend auf uns?
Sparkle Valley ist eine dreiteilige animierte Fantasy-Serie, die diese Frage ernst nimmt. Auf den ersten Blick ist es die Geschichte einer Puppe in einem magischen Land. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich etwas viel Tieferes: eine poetische Meditation über Kindheit, Trauer, Fantasie und den stillen Heldenmut des Loslassens.

TEIL EINS: Sparkle Valley
Die Trilogie beginnt mit einer Puppe namens Abigail – mutig, treu und nach einem Sturm im Garten zurückgelassen. Von einem Fluss mitgerissen, landet sie im Sparkle Valley, einer surrealen Traumwelt aus kaputtem Spielzeug, mit Kreide markierten Höhlen und flüsterndem Wind. Ihre Mission scheint einfach: ihre Freundin finden und nach Hause zurückkehren.
Doch Sparkle Valley ist mehr als nur eine Kulisse. Es ist der physische Ausdruck von Emily, dem Mädchen, das Abigail einst liebte und nun in eine Welt aus Handys und vergessenem Spiel abdriftet. Während Abigail sucht, beginnen wir zu verstehen: Die Geschichte handelt nicht nur von Rettung. Es geht ums Überleben – von Erinnerung, Glaube und Liebe, die auch dann noch besteht, wenn man sie weggesperrt hat.

TEIL ZWEI: Der Aufstieg des Trolls
Das zweite Buch macht einen Sprung nach vorn. Emily ist nun älter und Sparkle Valley gerät aus den Fugen. Der Smortzle – ein Wesen, das halb Propaganda, halb Schatten ist – herrscht durch Angst. Spielzeuge werden versklavt. Das Tal ist zersplittert und seltsam.
Abigail kehrt zurück, um zu helfen, doch diesmal ist alles komplizierter. Ehemalige Feinde werden zu unbehaglichen Verbündeten. Alte Freunde scheinen verändert. Und selbst die Erinnerung wird unzuverlässig. Steckt Ivana, Abigails Rivalin, hinter dem Untergang des Tals – oder versucht sie, es zu retten?
Dieses Buch ist geprägt von Mehrdeutigkeit, Misstrauen und emotionaler Komplexität. Eine herausragende Figur, Frank Needlenose, erscheint wie ein Fiebertraum: halb Marionette, halb Dichter, völlig unberechenbar. Die Welt dreht sich weniger um Gut und Böse, sondern mehr um den langsamen Verlust des Glaubens – an andere, an Magie und an sich selbst.
Der Ton ändert sich hier – düsterer, allegorischer. Aber die Veränderung ist gerechtfertigt. Es ist „ Das Imperium schlägt zurück“ im Stil vergessener Träume.

TEIL DREI: Abigails Suche
Zu Beginn des letzten Buches ist Abigail bereits in einem Schrank vergraben. Emily hat sie fast vergessen, überwältigt von Trauer und Veränderung. Sparkle Valley ist fast verschwunden. Eine Wüste. Ein Flüstern. Die Inzos – krallenbewehrte Schatten, die sich von Angst ernähren – sind zurückgekehrt. Und das Pulver des Lebens, Abigails letzte Chance, Wirklichkeit zu werden, wurde ihr genommen.
Aber darum geht es eigentlich nicht mehr.
Dieses Buch handelt vom Opfer. Vom Loslassen dessen, was wir wollen, um anderen zu geben, was sie brauchen. Abigails Reise, das Pulver zurückzuholen, wird zu einer Abrechnung – mit Erinnerung, Sterblichkeit und Liebe. Sie schafft es nicht, indem sie real wird, sondern indem sie sich dagegen entscheidet. Ihre letzte Tat ist von stiller, selbstloser Anmut geprägt.
Es ist eines der seltenen Bücher, das mit Stille endet. Mit einem Abschied. Mit der Hoffnung, dass vielleicht – nur vielleicht – die Fantasie wieder beginnen kann.
Warum Sparkle Valley wichtig ist
Was diese Trilogie so besonders macht, ist nicht nur die Handlung. Es ist die emotionale Architektur. Die Sparkle Valley -Bücher haben keine Angst vor Traurigkeit. Sie schrecken nicht vor Verlust zurück. Sie vertrauen darauf, dass ihre Leser – auch jüngere – die Wahrheit akzeptieren, dass nicht alle Geschichten so enden, wie man es sich wünscht. Und doch hinterlassen sie etwas Leuchtendes. Nicht unbedingt einen Abschluss. Aber eine Möglichkeit.
In drei Büchern erschafft Sparkle Valley eine Welt nicht aus Regeln, sondern aus Gefühlen. Ihre Logik ist Traumlogik. Ihre Geografie ist emotional. Und ihr Held – eine mit Liebe genähte Puppe – gibt Kindern (und Erwachsenen) eine Orientierung, wie sie mit Veränderungen, Verlusten und der seltsamen Schönheit des Erwachsenwerdens umgehen können.




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